Auch wenn mein Jurastudium schon laaange zurückliegt, bin ich immer und gerade heute der Meinung: Verträge und Gesetze sind nichts anderes als Algorithmen. Apps, die das Zusammenleben von Menschen regeln.
Wenn Person x Tätigkeit 1 tut, dann bedeutet das für Person Y Tätigkeit 2 zu tun.
Nathan Sanders und Bruce Schneier haben sich das im MIT Technology Review genauer angeschaut und wie sich KI auf die Lobbyarbeit auswirken kann, ist schon etwas besorgniserregend:
Fasten your seatbelts, wir gehen auf eine kurze, aber intensive Fahrt durch den futuristischen Dschungel der Lobbyarbeit. Stellt euch vor, fast 90% der milliardenschweren Lobbyarbeit in den USA dient Unternehmensinteressen. Manchmal ist der Zweck dieses Geldes offensichtlich, wie Google, das Millionen in Lobbyarbeit gegen kartellrechtliche Regelungen steckt. Aber manchmal sind die Interessen versteckt, wie ein Gesetzentwurf aus Massachusetts 2013, der den kommerziellen Gebrauch von Daten aus Schülern beschränken wollte – eingeführt auf Drängen von Microsoft-Lobbyisten, um Google Docs aus den Klassenzimmern zu drängen.
Doch was passiert, wenn solche legalen, aber hinterhältigen Strategien, die Regeln zu Gunsten einer Gruppe zu kippen, zunehmen und effektiver werden? Die Antwort könnte in der bemerkenswerten Entwicklungsgeschwindigkeit künstlicher Intelligenz-Tools liegen, die alles von Schreiben bis Grafikdesign verbessern. Die unvermeidliche Schlussfolgerung: KI könnte Lobbyarbeit geschickter und vielleicht erfolgreicher machen.
Treffen Sie die „Microlegislation“, kleine Gesetzesvorschläge, die engen Interessen dienen. Amy McKay, Politikwissenschaftlerin, hat dieses Phänomen studiert und herausgefunden, dass computergestützte Modelle das wahrscheinliche Schicksal solcher Gesetzesänderungen vorhersagen können. Lobbyarbeit war schon immer ein Teil des Austausches unter menschlichen Politikern und Interessenvertretern. Doch die Gefahr der Microlegislation, verstärkt durch KI, ist, dass sie auf eine Weise genutzt werden kann, die es schwer macht, herauszufinden, wem die Gesetzgebung wirklich nutzt.
Stellt euch nun vor, diese KI-Technologien würden in die Lobbyarbeit integriert. Eine „KI-Microlegislator“ könnte die kleinste Änderung an einem Gesetz oder bestehendem Recht entdecken, die den größten Einfluss auf ein enges Interesse hätte. Heutige KI-Tools könnten alle drei Schritte dieses Prozesses bewältigen: Erstellung eines politischen Vorschlags, Durchführung einer Auswirkungsanalyse und Identifizierung der Hebel der Macht, um den besten Vorschlag ins Gesetz zu bringen.
Dieses Szenario mag zwar hypothetisch sein, doch die Technologien existieren bereits heute. Wir sollten damit rechnen, dass diese Techniken besser werden und ihre Anwendung zunimmt – genau wie wir es in so vielen anderen Bereichen gesehen haben. Also, bereitet euch auf eine neue Ära der Lobbyarbeit vor, eine Ära, in der KI einen bedeutenden Platz einnehmen wird.
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